Ich will Aufrüstung.

Ein Kommentar.


Eigentlich sollte das ein Artikel dazu werden, wie die Generation der Kinder­ weltweit­ unter den aktuellen Entwicklungen des russischen Krieges gegen die Ukraine auch noch in Zukunft zu leiden haben werden. Und das ganz so, wie man mich eben auch kennt: feinfühlig, diplomatisch, nachdenklich. Aber das geht gerade einfach nicht.


Bomben fallen und zerstören das Zuhause von Kindern, zerstören das Essen von Kindern, zerstören die Familien von Kindern: in der Ukraine, im Jemen, im Sudan… Alles möglich durch Dinosaurier: die, die ausgestorben sind und die, die davon reich geworden sind.
Unser Energieanspruch finanziert die Bomben und befeuert die Klimakrise. Und nun schielt man begierig auf Atomkraft, Braunkohle und Fracking­gas. Fossile Probleme sollen mit fossilen Ideen gelöst werden ­- echt jetzt??


Bis zum Ende diesen Jahrunderts wird es­ – wenn es so weiter geht ­- 3,5 Grad Celsius wärmer. Das ist nicht irgend­wann, das ist in 60 bis 80 Jahren. Und das bedeutet nicht, dass wir dann einfach schon im März den Bikini rausholen können, sondern dass große Teile der Erde unbewohnbar sein werden. Die 1,5 Grad sind eine Grenze, kein Ziel. Jedes Gramm CO2, das in die Atmosphäre gelangt, wird uns zu schaffen machen. Und jeder Euro, der nicht endlich in eine nachhaltige Infrastruktur fließt, wird unsere Kinder mehrfach kosten. Wenn jetzt 100 Mrd. Euro in Rüstung fließen (der Ukraine nutzen diese Investitionen aktuell gar nichts), fehlen 100 Mrd. Euro für Bildung, Gesundheit, Verkehrs-­ und Energiewende. Was wir Erwachsenen in diesen Wochen entscheiden oder vermasseln, geht also in doppelter Weise auf die Rechnung unserer Kinder.


Wir könnten uns alle mit unseren Holzzahnbürsten zufrieden geben. Oder wir könnten jetzt ENDLICH mal auf­hören, Verlust von Freiheit und Wohl­stand mit Unannehmlichkeiten zu verwechseln. Es ist schlicht eine Unan­nehmlichkeit, die Heizung um ein oder zwei Grad runter zu drehen. Es ist schlicht eine Unannehmlichkeit, nicht mit einem Flugzeug zu reisen. Es ist schlicht eine Unannehmlichkeit seine Geschwin­digkeit zu drosseln. Es ist schlicht eine Unannehmlichkeit, nur einmal in der Woche Wurst zu essen. Die Liste ließe sich um viele Zeilen erweitern.


Deshalb fordere ich eine Aufrüstung: ich fordere, Solarpanels auf die Dächer (auch die Kirchendächer! Ein nacksches Kirchendach ist einfach nur noch peinlich). Windräder auf die Hügel! Ich fordere den Ausbau konsequent öko­logischer Landwirtschaft -­ auch auf Kirchenland! Ich fordere plastikfreie Wärmedämmung! Bäume, Sträucher, Wiesen statt Parkplätze! Fahrradwege und Fahrradprämien! Pullover und Strickjacken! Das Ende von Laubbläsern!
Auch diese Liste ließe sich erweitern.


Ich bin sauer.
Aber ich hoffe, Sie wissen, was ich meine.

Anna Groschwitz
Anna Groschwitz

… ist unsere Kollegin im Referat Schöpfungsbewahrung.