Wendekinder – Brückenbauer?!

Anlässlich 30 Jahre deutscher Einheit gibt es viele verschiedene Perspektiven, aus denen dieses Jubiläum in Sachsen begangen wird. Wir wollen die Kinder des Umbruchs 1989/90 mit einer Veranstaltungsreihe in den Blick nehmen. Sie stehen heute mitten im Leben. Hinter ihnen liegen drei Jahrzehnte des Erwachsenwerdens in einer Transformationsgesellschaft und in besonderen Generationengefügen. Das Leben dieser sog. Dritten Generation Ost mit ihren Eltern und Großeltern war in den vergangenen Jahrzehnten geprägt vom Ankommen in einem neuen Werte-, Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. Neben der enormen Abwanderung vor allem junger Menschen stand der politische Focus auf einem gesamtdeutschen Fokus – auf „Einheit“ und „Angleichung“ weniger auf „Vielfalt“ und „Differenz“. Dies bremste an einigen Stellen eine gemeinsame „innerostdeutsche“ Reflexion des Erlebten. Dialoge darüber, wie diese besonderen Zeiten individuell erlebt wurden, fanden zu selten statt.

„Wendekinder“ (also Menschen die ihre Kindheit und Jugend in der DDR erlebten) artikulieren seit längerem, dass eine Aufarbeitung der DDR-, Umbruchs- und Transformationszeit in und zwischen den östlich sozialisierten Generationen wichtig ist, um die Verfasstheit der ostdeutschen Teilgesellschaft besser verstehen zu können, eigene Positionierungen zu hinterfragen, diese von (meist westlichen) Zuschreibungen zu lösen und sie verändern oder bestärken zu können. Mittlerweile melden sich in diesem Zusammenhang „Nachwendekinder“ zu Wort und beschreiben ähnliches. Die Vergangenheit wirkt fort. Deshalb öffnen wir mit dem Projekt „Wendekinder – Brückenbauer!“ einen Raum für diese Auseinandersetzung(en) in Kooperation mit dem Haus der Kirche/Dreikönigskirche und mit Unterstützung vom weltbewusst e.V.. Eine Buchlesung, drei Podiumsdiskussionen und ein Filmabend jeweils im Haus der Kirche geben Einblick zu diesen Themen. In den vier anschließenden Biografieworkshops im ÖIZ kann die eigene Positionierung und die Verbindung zur eigenen Biografie weiterentwickelt werden.

Es lohnt sich ein Blick in das gesamte Programm um die Referent*innen kennenzulernen und mehr über die Abende zu erfahren.

Hier kommt ein Überblick über 6 Veranstaltungen in der Dreikönigskirche:

Donnerstag, 3.9.2020 | 19.00 Uhr | “Hufeland, Ecke Bötzow“ Buchlesung

mit Autorin Lea Streisand (Berlin)

Montag, 7.9.2020 | 19.00 Uhr | Ost- und Westdeutsch sein heute | Podium

Wie sehr ist die ostdeutsche Vergangenheit ein Teil der Identität der Wende- und Nachwendekinder?

Marie-Sophie Schiller, Journalistin und Bloggerin und

Johannes Nichelmann, Schriftsteller („Nachwendekinder“)

Moderation: Olaf Georg Klein, Theologe, Coach und Autor

Donnerstag, 10.9.2020 | 19.00 Uhr |

Ursachen für Unzufriedenheiten – die Krise als Chance? | Podium

Welche Rolle können aktuell die „Wendekinder“ einnehmen?

Johannes Staemmler, Politikberater und Mitgründer von „Dritte Generation Ost“

Mandy Schulze, Hochschule Zittau/Görlitz, Mitinitiatorin von „Perspektive hoch 3 e.V.“ Moderation: Thomas Arnold, Katholische Akademie Dresden-Meißen

Montag, 14.9.2020 | 19.00 Uhr | Ostdeutsche Generationen im Dialog | Podium

Wie gehen wir mit der ostdeutschen Vergangenheit, unserem Erbe um? Vergangenheit(en) und Gegenwart(en) entdecken und verstehen, um Zukunft gestalten zu können.

Henriette Stapf, Dipl. Kulturarbeiterin, Moderatorin in Biografie-Workshops

Ingrid Miethe, Universität Gießen, Forschungsschwerpunkt Biografiearbeit

Moderation: Andreas Roth, Referent Öffentlichkeit an der Evangelischen Akademie Meißen

Sonntag, 20.9.2020 | 19.00 Uhr | Filmabend „Zonenmädchen“ |

im Nachgespräch mit der Regisseurin – Die Dokumentarfilmerin Sabine Michel erzählt ihre eigene Geschichte und die ihrer vier Freundinnen. 1990 brechen sie als 18-Jährige aus dem Dresdener „Tal der Ahnungslosen“ in eine unerwartete Freiheit auf. Wo sind sie heute? Wie viel „Zone“ steckt noch in ihnen?

Biografie-Workshops im ÖIZ

Das Thema Ostdeutsches Erbeund Generationendialog wollen wir in Verbindung mit der eigenen Biografie in Workshops vertiefen. Es geht um das Reflektieren des eigenen Erlebten, das Kennenlernen der Vielfalt der Erfahrungen und Interpretationen, Aufarbeitung und das Erkunden der eigenen Position z.B. in Bezug auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in (Ost-) Deutschland.

Leitung: Henriette Stapf (Biografiearbeit Dritte Generation Ost) und Annelie Möller (ÖIZ)

Termine für „Wendekinder“

Sa, 26. September 10- 13 Uhr und Mo, 12. Oktober 17-19 Uhr

Termine für alle ostdeutschen Generationen

Di, 10. November 17-19 Uhr und Sa , 21. November 10-13 Uhr

Bei Bedarf bieten wir eine Kinderbetreuung an.

Anmeldung

über www.hdk-dkk.de/Veranstaltungen bzw. für die Biografieworkshops bis 5 Tage vor dem jeweiligen Termin über frieden@infozentrum-dresden.de